Aufgepasst, in unserer Materialbörse ist gibt es neuen Zuwachs! Dort findet ihr jetzt nämlich drei neue Pakete, die einen umfangreichen Fotowortschatz zur Deutschen Gebärdensprache (DGS) beinhalten.
Mit Deutsche Gebärdensprache A-M , Deutsche Gebärdensprache N-Z und Deutsche Gebärdensprache Fingeralphabet stehen euch ab sofort rund 1000 Fotos von Gebärden der DGS im Worksheet Crafter zur Verfügung. Und damit könnt ihr euren Unterricht jetzt noch inklusiver gestalten.
Entwickelt mit Muttersprachler*innen
Natürlich haben wir uns für diese drei Pakete mit Expert*innen zusammengetan: Die Fotos hat eine von Muttersprachlern geleiteten Agentur für Gebärdensprachübersetzungen gemacht und auch die Sprecherin in den Fotos ist Muttersprachlerin. Zusätzlich hat noch ein DGS-Dozent die Fotos kontrolliert und gemeinsam mit der Agentur überarbeitet. Auch die Benennungen und Anmerkungen der einzelnen Fotos wurden von dem Dozenten gemacht.
Die meisten von euch, die die Fotos benutzen, kennen sich natürlich mit Gehörlosigkeit und der Deutschen Gebärdensprache sehr gut aus. Dennoch wollen wir für unsere anderen Kund*innen oder andere interessierte Leser*innen hier eine kleine Einführung geben, die unser Linguist Alex mit der Hilfe von Sonderpädagoge Lars geschrieben hat. Falls ihr selbst DGS sprecht, dann überspringt gerne die nächsten drei Abschnitte und lest gleich weiter bei: Welche Wörter der DGS-Fotowortschatz enthält.
Allgemeine Hinweise zu Gehörlosigkeit und Hörschädigung
Es gibt eine große Bandbreite an Hörschädigungen unterschiedlichster Ursachen. Manche gehörlose oder hörgeschädigte Menschen benutzen Hörgeräte oder haben ein Cochlea-Implantat, wodurch das Hören verbessert oder ermöglicht wird. Einen guten Überblick über unterschiedlichste Hörschädigungen gibt es im FAQ des Deutschen Gehörlosen-Bunds.
Auch sprachlich sind gehörlose Menschen genauso vielfältig und individuell unterwegs wie jede andere Gruppe von Menschen: Die Deutsche Gebärdensprache kann Erst- oder Zweitsprache sein. Viele sprechen darüber hinaus noch weitere Gebärdensprachen, kommunizieren schriftlich in zusätzlichen Sprachen wie zum Beispiel Deutsch und Englisch oder sprechen eine Lautsprache (vor allem Spätertaubte).
Die Deutsche Gebärdensprache
Ganz wichtig: Die Deutsche und alle anderen Gebärdensprachen sind vollständige Sprachen mit genauso umfangreichem Wortschatz und komplexer Grammatik wie Lautsprachen. Auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Wir betonen das deswegen so, weil das leider immer noch nicht Allgemeinwissen ist und manche Leute Gebärdensprache weiterhin für eine Art Pantomime halten.
Übrigens: Die Deutsche Gebärdensprache ist nur eine von vielen verschiedenen Gebärdensprachen auf der ganzen Welt.
Zur Grammatik der Deutschen Gebärdensprache
In dem Foto-Wortschatz spiegeln sich auch einige Eigenschaften der DGS-Grammatik wider:
- Es gibt kein grammatisches Geschlecht in der Deutschen Gebärdensprache, also kein Genus. Daher gibt es in unserem Wortschatz zum Beispiel nur ein Foto für Geschwister, keines für Bruder oder Schwester. Die Gebärde dafür ist nämlich die gleiche, das Mundbild entscheidet darüber, was gemeint ist. Damit ihr euch trotzdem zurechtfindet, haben wir Begriffe im Maskulinum und Femininum in die Stichwörter gepackt. Ihr findet die Gebärde für Ärzt*in also auch, wenn ihr in der Materialsuche nach „Arzt“ oder „Ärztin“ sucht. So handhaben wir es auch bei vielen anderen unserer Illustrationen.
- Die Wortart wird in der Gebärdensprache nicht grammatisch gekennzeichnet, sondern ergibt sich aus der Satzstellung und dem Kontext. Zum Beispiel bedeutet die gleiche Gebärde sowohl Angst als auch ängstlich. Hier hat das Deutsche (also die Lautsprache) ebenfalls die gleiche Wortwurzel. Andere Beispiele mit unterschiedlichen Wortwurzeln in der Lautsprache sind: erzählen und Geschichte, Abend und dunkel. Auch hier haben wir die unterschiedlichen Bedeutungen als Stichwörter gesetzt, damit ihr die Bilder trotzdem leicht findet.
Welche Wörter der DGS-Fotowortschatz enthält
Die drei Materialpakete enthalten gut Tausend Fotos. Für die Auswahl der Wörter haben wir zum einen die 533 Wörter des NRW-Grundwortschatzes genommen. Für diesen Grundwortschatz haben wir ja ohnehin schon die offiziellen Illustrationen gemacht und haben eine eigene Auswahl in unserem Wörterbuch. Mehr zum NRW-Grundwortschatz kannst du hier im Blog nachlesen.
Dennoch werdet ihr nicht jedes Wort aus dem NRW-Grundwortschatz in unserem DGS-Wortschatz finden. Das liegt daran, dass der NRW-Grundwortschatz auch diverse funktionale Wörter wie bestimmte Pronomen enthält, für die es in der DGS keine Entsprechung gibt. Andere Wörter, beispielweise viele Präpositionen, funktionieren in der Deutschen Gebärdensprache ganz anders und können nicht isoliert in einem Foto dargestellt werden.
Den Rest haben wir mit den wichtigsten Wörtern aus unserem eigenen Grundwortschatz Deutsch aufgefüllt.
Zu guter Letzt sind noch die 30 Buchstaben des Fingeralphabets enthalten.
Schon bei der Wortauswahl hat uns natürlich die Gebärdensprachagentur beraten, weil wir selbst bisher leider keine Teammitglieder haben, die die deutsche Gebärdensprache sprechen.
In der Deutschen Gebärdensprache gibt es keine ‚Hochdeutsch‘, das durch ein Werk wie den Duden normiert wird. Dadurch gibt es mehr dialektale Variation und wir mussten uns für unseren Fotowortschatz für einen Dialekt entscheiden. Da wir mit einer Berliner Agentur zusammengearbeitet haben und die Sprecherin auf den Fotos ebenfalls aus Berlin kommt, bildet unser Fotowortschatz den Berliner Dialekt ab. Bei Wörtern, die besonders dialektal sind, haben wir das noch mal zusätzlich beim Bild vermerkt.
Hinweise zur Benutzung des Foto-Wortschatzes
Zunächst ein paar kleine technische Hinweise:
- Wir haben den Fotowortschatz in drei Teile aufgeteilt: Das Fingeralphabet hat ein eigenes Materialpaket bekommen, damit ihr diese Fotos ganz leicht alle auf einmal anzeigen könnt. Die restlichen Fotos mussten wir einfach wegen der schieren Menge noch in zwei Pakete (A-M und N-Z) aufteilen.
- Wenn ihr trotzdem alle Fotos auf einmal sehen wollt, könnt ihr einfach in der Materialsuche „DGS“ eingeben. Falls ihr zu einem bestimmten Suchbegriff nur Gebärdenfotos sehen möchtet und keine Illustrationen, könnt ihr euren Begriff noch mit dem Zusatz „DGS“ kombinieren. Zum Beispiel: „Brot DGS“
- Wegen der Vielzahl an Fotos laden die beiden großen Pakete beim ersten Mal nach der Installation auch recht langsam. Das liegt daran, dass die Materialsuche zuerst die ganzen kleinen Vorschaubildchen erzeugen muss. Danach sollte sie die Fotos aber genauso schnell anzeigen, wie ihr das auch von unseren anderen Illustrationen gewohnt seid.
- Da die Fotos – auch das wieder wegen der großen Menge – JPGs sind und keine PNGs, bietet euch der Worksheet Crafter in den Bildeigenschaften an, das Bild transparent darzustellen. Dieses Häkchen solltet ihr nicht setzen. Ansonsten wird der hellgraue Hintergrund in den Fotos nämlich komisch dargestellt.
Und was gibt es inhaltlich zu beachten?
- Der DGS-Fotowortschatz ist wie ein Wörterbuch. Aus einem Wörterbuch kann man selbstverständlich keine Sprache lernen. Die Fotos sind also nicht dazu da, um DGS zu erlernen. Stattdessen sind sie eine Repräsentation der Gebärden für DGS-Sprecher*innen, die eine andere Sprache lernen. Beispielsweise die deutsche Schriftsprache.
- Klaro! Fotos sind keine ideale Abbildung von Gebärdensprache. Sie können dynamische Bewegungen, Verortungen, Mimik und auch das Mundbild nicht gut abbilden. Andererseits sind sie gut genug, damit DGS-Sprecher*innen die abgebildeten Gebärden erkennen können. Dadurch können sie gehörlosen Kindern beim Schriftspracherwerb helfen. Für einen guten Videowortschatz empfiehlt Sonderpädagoge Lars die App Spread the Sign.
- Da es in der Deutschen Gebärdensprache keine Konjugation oder Deklination wie in der Deutschen Lautsprache gibt, lassen sich mit den Fotos tatsächlich eingeschränkte Sätze bauen. Dabei fehlen jedoch dann jedoch diverse Informationen, die bei echter Gebärdensprache vorhanden wären – zum Beispiel die hochgezogenen Augenbrauen in Fragesätzen. Wichtig ist, dass ihr selbst auf jeden Fall Grundkenntnisse habt, wenn ihr mit den Fotos Sätze baut. Ansonsten lässt sich nicht beurteilen, welche Sätze funktionieren und welche nicht.
Ideen für den Einsatz des Foto-Wortschatzes
Wir haben uns deswegen ein paar Tipps von Sonderpädagoge Lars geben lassen, für welche Unterrichtssituationen und Aufgabentypen die Fotos besonders gut geeignet sind. Er schlägt vor:
- Ergänzt wichtige schriftsprachliche Begriffe, die im Klassenzimmer hängen oder auf einem Arbeitsblatt sind, mit dem passenden Foto.
- Gebt den Kindern einen schriftsprachlichen Satz. Die dazugehörigen Gebärdenfotos bekommen sie als Wortsalat, den sie den Wörtern im Satz zuordnen. Zum Beispiel über Pfeile oder indem sie die ausgeschnittenen Fotos über den Satz legen.
- Mit den Fotos könnt ihr tolle Zuordnungsaufgaben für Worksheet Go! machen, bei denen die Kinder den Gebärden die passenden schriftsprachlichen Begriffe zuordnen.
- Für den Schriftspracherwerb von einzelnen Buchstaben könnt ihr die passenden Fotos aus dem Fingeralphabet zu euren Lese- und Schreib-Aufgaben hinzufügen.
- Und für die Kinder, die nicht DGS sprechen, ist das Fingeralphabet auch ein guter Einstieg, um die Kommunikation mit gehörlosen Kindern zu erleichtern. Zum Beispiel um den eigenen Namen oder andere schwierige Wörter zu buchstabieren, beispielsweise im Gespräch mit lippenlesenden Kindern oder Kindern mit Cochlea-Implantat.
Fertiges Material für jedes DGS-Paket
Für die drei DGS-Pakete haben wir euch natürlich wieder fertiges Beispielmaterial vorbereitet und in den jeweiligen Materialpaketbeschreibungen zum Download verlinkt. Einen ersten Eindruck der Übungen bekommt ihr aber auch gleich hier:
In der Materialpaketbeschreibung der Deutschen Gebärdensprache A-M wartet eine feine Zuordnungsübung auf eure Klasse. Dabei schneiden die Kinder zunächst die Ländernamen und die Gebärdenfotos aus und kleben diese anschließend richtig zugeordnet auf ein neues Arbeitsblatt. Ladet euch die Übung gleich hier herunter.
In der Paketbeschreibung für die Deutsche Gebärdensprache N-Z verstecken sich sogar zwei fertige Materialien. Hier findet ihr einerseits eine Übung, bei der eure Klasse die Gebärden in die Lautsprache übersetzt und aufschreibt. Ladet euch dieses Arbeitsblatt einfach hier herunter. Außerdem findet ihr noch eine interaktive Zuordnungsübung für Worksheet Go!, bei der eure Klasse die Gebärden für die Monate und Jahreszeiten richtig zuordnen soll. Diese interaktive Übung bekommt ihr hier.
Last but not least wartet im Paket Deutsche Gebärdensprache Fingeralphabet dann noch ein Arbeitsblatt, mit dem eure Kinder überprüfen, wie gut sie die Gebärden für die einzelnen Buchstaben schon beherrschen. Bei dieser Zuordnungsübung bestimmt eure Klasse nämlich, welcher Buchstabe durch die jeweilige Gebärde dargestellt wird. Holt euch diese Übung einfach hier.
Habt ihr Rückmeldungen für uns?
Mit den Paketen zur Deutschen Gebärdensprache möchten wir dazu beitragen, dass ihr euren Unterricht noch inklusiver gestalten und eure nichthörenden Kinder noch besser unterstützten könnt. Und genau darum sind wir extrem neugierig, wie ihr die drei neuen DGS Pakete findet. Habt ihr schon Ideen für den Einsatz des Gebärden-Fotowortschatzes? Oder fehlt euch in darin noch etwas Entscheidendes für euren Unterricht? Dann lasst es uns unbedingt wissen. Wir freuen uns sehr über eure Rückmeldungen zu den DGS-Paketen!
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